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Dienstag, 3. September 2013

Agentur des Monats: Stocksy und Offset

Eigentlich haben diese beiden neuen Agenturen nichts miteinander zu tun. Dennoch möchten wir Ihnen Stocksy und Offset gemeinsam als neue Agenturen des Monats präsentieren. Beide verbindet ein Umgang mit Bildern und Bildsprachen, die wir von Microstocks definitiv nicht gewohnt sind: schöne Suchergebnis-Seiten, große Layoutbilder und eine kleine aber feine Auswahl an Motiven.

Sie erinnern sich noch: Istockphoto wurde vor sieben Jahren an getty images verkauft, die Gründer waren noch einige Jahre für getty aktiv, verließen dann aber die Agentur. Bruce Livingstone, einen der Gründer, zog es jetzt wieder in den Bildermarkt. Mit einem interessanten Preismodell: Im Prinzip lizenzfrei werden die Bilder von Stocksy zu Preisen zwischen $ 10,00 und $ 100,00 angeboten – einzige Einschränkung: Die Druckauflage ist auf 250.000 begrenzt. Die Erweiterungslizenz ist für $ 300,00 zu haben. OK, Produkte für den Wiederverkauf – also Poster etc, sind noch ausgeschlossen, aber auch dafür gibt es Lizenzen. Und die Bilder sind sauber für die Werbung: Jedes Bild mit Personen habe entsprechende Model-Releases, schrieb uns die Agentur. Unter den Fotografen tummeln sich bekannte Größen wie Gavin Hellier. Er ist seit Jahren als hervorragender Reisefotograf für lizenzpflichtige Agenturen unterwegs und legt hier keineswegs nur Ausschuss ab, sondern Material, das eine moderne, elegische Bildsprache bedient.
Große Layoutbilder bei Stocksy

Vielleicht überzeugte ihn das Argument von Bruce Livingstone, Stocksy schütte den höchsten Prozentsatz des Verkaufserlöses der Branche aus – auch wenn zumindest auf der Website über den genauen Anteil geschwiegen wird. Stocksy ist für uns eine der Agenturen des Monats, weil wir hier wirklich frische Bilder zu fairen Konditionen finden. Noch nicht viel – zu „India“ gibt es 307 Treffer – aber wir sind gespannt, wohin sich diese Kollektion entwickelt.

Ebenfalls überschaubare Trefferzahlen – 206 für „India“ – zeigt Offset, das neue Spinn-Off der Microstock-Agentur Shutterstock. Wer jetzt denkt, hier werden einfach die schönsten Shutterstock-Bilder gezeigt, der irrt. Shutterstock hat für Offset seit Monaten den klassischen lizenzfreien und lizenzpflichtigen Bildagenturen die Türen eingerannt und zeigt hier jetzt die ersten Ergebnisse: Agenturen wie westend61, National Geographics oder CAVAN Images, eine Produktionsagentur für getty images zeigen hier eine kleine Auswahl ihrer Kollektionen. Die Lizenzen sind auf ein Minimum reduziert: Es gibt 2 Dateigrößen – eine 3MB-Screen-Datei für $ 250,00 und eine 50MB-Druck-Größe für $ 500,00 mit allen Rechten, wie wir es von Lizenzfreien gewohnt sind.
Große Bilder im Suchergebnis bei Offset

Laut Lizenz sind die Models released, außer, es steht „Editorial“ dabei – so etwas haben wir aber noch nicht gefunden. Dafür haben wir eine saubere Verschlagwortung entdeckt: Die Suche nach Hamburg findet endlich mal keine Bratklopse.

Wenig. Und gut präsentiert – ein Grund für Offset, die zweite Agentur des Monats zu sein.

Thema des Monats: Wahlwerbung mit Stockmaterial

Sie haben es bestimmt gelesen – es stand im Spiegel, in der Zeit, bei Kress und wuv.de: Die Werbeagentur Wegmeister entdeckte, dass eine glücklich radelnde Familie sowohl für die NPD, als auch für die FDP wirbt – nebenbei auch für finnischen Quark und sicher noch für ein paar andere ebenso sinnstiftende Dinge...

Diese Familie war auch nicht das einzige Stock-Material in den Spots – der Spot der FDP scheint bis auf das Erscheinen von Herrn Brüderle komplett aus Stockmaterial gebaut zu sein. Für uns Anlass genug, uns einmal die Lizenzbedingungen vorzuknöpfen.

Wo kommen die Radler eigentlich her? Dieser Clip stammt von SimonKr, der ihn bei istockphoto einstellte – allerdings ist dieser Clip mittlerweile auch über gettyimages.com als lizenzfreier Clip zu haben. Spannend dabei: istockphoto - wie viele andere Microstock-Anbieter auch - verbieten in ihren Lizenzbedingungen den Einsatz von Models für politische Werbung; getty images hingegen nicht. Wer den entsprechenden Passus bei istockphoto genau liest, muss sich allerdings so richtig gruseln: Hier wird prinzipiell verboten, Models als Testimonials einzusetzen:

„4. Beschränkungen [...]:
Abs. 7: Nutzung oder Darstellung jeglichen Inhalts, der ein Modell oder eine Person enthält, wenn (a) diese Nutzung oder Darstellung in einer Art und Weise erfolgt, die bei einer vernünftigen Person die Annahme hervorrufen kann, dass die Person ein Geschäft, ein Produkt, eine Dienstleistung, eine Sache, eine Vereinigung oder einen sonstigen Zweck nutzt oder unterstützt...“.

Das ist harter Tobak und auf Nachfrage konnte oder wollte uns istockphoto bei einem ganz ähnlichen Kunden, einer Gewerkschaft, keine Genehmigung zum Einsatz eines Models als Testimonial erteilen. Jetzt könnte man die Frage diskutieren, ob diese Familie überhaupt als Testimonial eingesetzt wird oder ob sie einfach nur als illustratives Element dastehen, als typisch deutsche Familie, die ja keiner der beiden Parteien anhängen muss. OK. Aber aus der Perspektive der Familie: Möchte sie – möchten SIE in einem Wahlspot der NPD auftauchen?

Und wenn Sie Models aus dem Microstock als Testimonials für Ihre Marken einsetzen, stehen Sie dann auch bereits mit einem Bein im Knast? Laut dieses Passus‘ in der istockphoto-Lizenz ja – aber der Alltag zeigt ja, dass dieses Gericht nicht so heiß gegessen wie gekocht wird. Eine mögliche Deutung: Amerikanische Unternehmen wie istockphoto müssen sich in ihren Standard-Lizenzen gegen alles Mögliche absichern, um dann im Ernstfall darauf verweisen zu können. Reagieren werden sie aber nur, wenn es wirklich brennt – wie im Fall der rechten Schweizer Partei SVP, die vor Jahren einen grimmig blickenden, südländisch wirkenden Macho mit dem Spruch: „Heute Vergewaltiger, morgen Schweizer?“ zeigte. Hier greift dann aber eher auch der Passus 4.6 der istockphoto-Lizenz, der Diffamierungen der Models untersagt. Dieses Motiv wurde tatsächlich dann von istockphoto gekippt!

Soweit istockphoto. Nun wissen wir, dass zumindest die FDP diesen FilmClip bei getty images lizensierte. Hier der entsprechende Lizenztext:

„3. Beschränkungen. [...]
5    Bei Verwendung von Lizenzmaterial, auf dem ein Fotomodel oder Objekt in Verbindung mit einem Thema erscheint, das auf den gewöhnlichen Betrachter verletzend oder unangemessen kontrovers wirkt, muss der Lizenznehmer bei jeder derartigen Verwendung eine Erklärung hinzufügen, aus welcher hervorgeht, (i) dass das Lizenzmaterial lediglich zu Illustrationszwecken eingesetzt wird und (ii) es sich bei der ggf. abgebildeten Person um ein Fotomodell handelt....“.

OK. Demnach müsste im Wahlspot eingeblendet werden: „Wir sind nur Fotomodelle, keine FDP-Wähler“? Nunja, getty images erlaubt grundsätzlich Wahlwerbung, verweist allerdings auch bei jedem Kauf darauf, dass Bilder und Filme vor Allem für Wahlwerbung besser exklusiv eingekauft werden sollten – so hätte man genau diese Situation, in der die FDP jetzt steckt, vermeiden können. Exklusivität ist aber teuer – eigene Shootings wären da sicher eine ehrlichere und günstigere Variante, aber Zeit und Budget stehen dem eigenen Shooting ja doch regelmäßig im Weg...

Dass aber der nicht exklusive Einsatz von Testimonials in der (Wahl-) Werbung richtig schief gehen kann, zeigt eine ältere Geschichte aus Irland: Hier warb die eine Partei mit dem Portait einer Frau: „On sunday, I will vote for xy“ – woraufhin die gegnerische Partei das gleiche Model nahm: „... I changed my mind...“.

Tipps & Tricks: kostenlose Photoshop-Alternativen

Hat man sich einmal in Photoshop eingearbeitet, wird man es sicher nicht mehr aus der Hand geben wollen. Wer aber nur sporadisch an Bildern arbeiten muss und deshalb die Kosten für Photoshop scheut, findet sicher hier im Artikel von Birgit Riegler für den Standard eine passende Alternative.

Haben Sie noch weitere Tipps? Dann immer her damit!